Freizeit: Schmiedekurs Metallobjekte Hoffmann

Messers Schneide

Schmieden ist archaisch – Feuer, glühender Stahl, Hammer und Amboss. In den Kursen des Familienunternehmens Metallobjekte Hoffmann kann man sich einen Tag lang kraft­zehrend an dem harten Material abarbeiten. ­

Eine ehemalige Scheune mitten im Bergischen. Es ist angenehm kühl, obwohl zwei Schmiedefeuer in den sogenannten Essen glühen und draußen schwüle 25 Grad den Schweiß auf die Stirn treiben. Das liege vor allem an der ein Meter dicken Lehmschicht, die den Fußboden bedeckt, erklärt Hans-Werner Hoffmann. Einmal in der Woche müsse dieser befeuchtet werden, damit keine Risse entstehen. Der 1939 geborene Sohn eines Huf- und Wagenschmiedes fuhr als Maschinist zur See, arbeitete als Konstrukteur und Lehrer und ist als Restaurator im Denkmalschutz tätig. Heute gibt er gemeinsam mit seinem Sohn Uwe, Jahrgang 1964, Schmiede-Workshops in den Gemäuern des urigen Bauernhofs in der Schlehenstraße an der Grenze zu Mettmann. Uwe Hoffmann ist gelernter Maschinenschlosser und Industriedesigner, außerdem lehrt er an der Freien Waldorfschule Haan-Gruiten. Das Schmieden lernte er in der väterlichen Werkstatt. Seit über 25 Jahren arbeiten Vater und Sohn in der Familienschmiede zusammen. Hauptsächlich individuelle Anfertigungen, Restaurationen und eben Workshops. 

Drei Generationen am Amboss: Hans-Werner Hoffmann (Mi.), sein Sohn Uwe (re.) und die Enkel Jan und Tom

Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist – dieses alte Sprichwort passt wohl nirgends besser als hier. Oder wie es Hans-Werner Hoffmann ausdrückt: „Dunkelrot ist tot.“ Soll heißen: Sobald sich die Farbe des glühenden Stahls langsam von einem hellen Orange in ein dunkles Rot verändert, ist es Zeit, das Schmiedestück wieder in der Kohle zu erhitzen. „Das Hämmern geht sonst auf die Gelenke“, so der Senior. Ideal sei eine Temperatur von 900 Grad Celsius. Ein erfahrener Schmied braucht dafür natürlich kein Thermometer.

Wenn die Schmiedehämmer in den alten Gemäuern rhythmisch auf den über 100 Jahre alten Ambossen klingen, fällt es schwer, nicht an die beliebte Wuppertaler Stadthymne vom Lehnchen und dem Tippen-Tappen-Tönchen zu denken. Kling, kling. Kurz hört man sogar das Klappern von Pferdehufen und hinter der Schmiede geht es zu einem kleinen Fischteich, in dem ein großer Karpfen seine Runden dreht – Bergisches Land wie aus dem Bilderbuch.

Drei Generationen am Amboss
Trotz der Idylle: Ganz ungefährlich ist die Arbeit am offenen Schmiedeofen freilich nicht. Ohne schwere Lederschürze, Sicherheitsbrille und einen Handschuh für die linke Hand – mit der man das Eisen aus dem Feuer holt – lässt Uwe Hoffmann keinen Workshop-Teilnehmer an die Arbeit. Heute handelt es sich dabei um die beiden Söhne des 53-Jährigen, Jan und Tom, sowie einen Jahrespraktikanten. Drei Generationen am Amboss. Ansonsten werden die Schmiedekurse – insbesondere die Teambuilding-Angebote – gerne von Firmen gebucht. „Manchmal sind es ganze Abteilungen oder Kollegen, die sich sonst nur von Videokonferenzen kennen“, erklärt Uwe Hoffmann.

„Manche glauben, das kriegen sie auch ohne Vorkenntnisse hin – aber das klappt nicht.“ Uwe Hoffmann

Zuallererst erhalten aber alle Teilnehmer eine theoretische Einführung zum Material und dessen Bedeutung in der Geschichte der Werkzeugherstellung. Und die ist nach Ansicht von Uwe Hoffmann kaum zu überschätzen: „Ohne Metalle geht es nicht“, ist er überzeugt. Von Ötzis Kupferbeil über die Federkernmatratze bis hin zur modernen Computerplatine – damals wie heute sei das vielseitige Material extrem begehrt.

Nach dieser Theoriestunde schmieden die Teilnehmer zunächst ein Übungsstück in der geplanten Form. „Das Metall dafür ist weicher und verzeiht eher Fehler beim Erhitzen“, so Hoffmann. Erst danach geht es an das Schmieden der echten Klinge aus widerstandsfähigem Stahl. Je nach gebuchtem Kurs kann es auch eine Axt oder ein anderes Schmiedestück sein. Fortgeschrittene können sich sogar an einer Klinge aus mehrfach gefaltetem Damaszenerstahl versuchen. „Manche glauben, das kriegen sie auch ohne Vorkenntnisse hin – aber das klappt nicht“, sagt Uwe Hoffmann. Das edle Wuppertalmesser aus echtem Schwebebahnstahl und einem Griff aus heimischen Hölzern wird hier ebenfalls gefertigt. Apropos Schwebebahn: Erst kürzlich verschlug es einen Messerschmied aus China in das Bergische Familienunternehmen, erzählt Hoffmann: „Er wollte eine ganz spezielle Klinge mit einem bestimmten Anteil Stahl von der Wuppertaler Schwebebahn.“ Und genau das hat er natürlich auch bekommen.