Kultur: Musiker Horst Wegener

Gestatten, Horst

Mit „Deutschen Land“ trat Horst Wegener ins Rampenlicht. 2017 wurde der Song von der Jury des Bundeswettbewerbs der Berliner Festspiele ausgezeichnet. Jetzt arbeitet der Wuppertaler an einer EP – und absolviert einen Auftritt nach dem anderen.

Horst Jesué Wegener sitzt im Biergarten des Mirker Bahnhofs. Die strubbelige Lockenpracht des Musikers wird durch den böigen Wind, der über die Nordbahntrasse fegt, noch ein bisschen strubbeliger. Der junge Mann mit ecuadorianischen Wurzeln wirkt absolut entspannt und gelassen. Dabei ist sein Leben gerade alles andere als das. Direkt im Anschluss an das Interview ist er beispielsweise zum Text schreiben verabredet, es geht um das im Mai veranstaltete Festival-Projekt Sound of the City, eine Initiative der Oper Wuppertal. Die Zeit dafür werde langsam knapp, sagt er. Festgelegte Genre-Grenzen sind nichts für den 20-Jährigen, der sich zwar selbst der Hip-Hop-Szene zurechnet, aber keinerlei Scheu vor dem Experimentieren mit anderen Stilelementen hat. Ob Bläser, Latinogrooves, Bluesgitarre oder soulige Gesangseinlagen – wenn es passt, wird es genutzt. 

Zuletzt hatte Wegener den deutschen Soulsänger Flo Mega auf seiner deutschlandweiten Clubtour begleitet. Regelmäßig reist er zurzeit nach Hamburg, wo er im Studio der KunstWerkStadt an einem Mini-Album arbeitet. In den letzten Monaten stand er unter anderem im Bahnhof Blo, im Mirker Bahnhof, der Mauke und im Loch auf der Bühne. Im Februar war er bei Yo! Sam TV Raps zu Gast, einer Art Hip-Hop-Talkshow von Rap-Ikone Samy Deluxe. Den hatte Wegener einst bei einem Workshop an der Bergischen Uni kennengelernt. Das Leben meint es aktuell gut mit dem jungen Künstler aus Wuppertal. „Manchmal sitzt man in einem Raum mit so Größen wie Nena, Max Herre oder Afrob“, erzählt Horst Wegener. „Das ist schon verrückt.“ Und ein Ende des Trubels ist nicht abzusehen. „Aktuell passiert ganz viel.“

Die Erfahrung der anderen
Im vergangenen Jahr waren er und seine Bandkollegen für den Song „Deutschen Land“ von der Jury des Bundeswettbewerbs der Berliner Festspiele ausgezeichnet worden. Der wurde auch im Radio gespielt. Danach ging alles ganz schnell. Dabei ernte er heute eigentlich nur, was er bereits vor Jahren angestoßen habe, so Wegener. Was dabei hilfreich ist: Er kann auf ein großes Netzwerk an Unterstützern zählen. Besonders in Wuppertal, aber auch darüber hinaus.

Bei all dem Hype bewahrt Horst Wegener einen bemerkenswert kühlen Kopf. Sein Filmstudium ruht zwar aktuell, aber er hat es nicht aus den Augen verloren. „Ich will irgendwann finanziell unabhängig sein, eventuell eine kleine Agentur mit Freunden aufmachen.“ Große und vorausschauende Worte für einen  jungen Menschen, der gerade in das große Showbusiness reinschnuppert. Er sei nicht blauäugig und nehme Ratschläge von erfahrenen Künstlern gerne an. „Ich versuche, aus deren Fehlern zu lernen“, sagt er und nippt an seinem Ingwer-Tee.

Die sozialen Medien wie Facebook, Instagram und YouTube bedient Wegener wie ein Profi. Bilder und Videos von seinen Aktivitäten findet man dort ebenso wie alle aktuellen Veranstaltungen, die er gewissenhaft einpflegt. Er weiß, wie man sich im Netz präsentieren muss. Das gehört heute einfach dazu. „Es gibt so gesehen zwei Horst Wegeners“, sagt er mit einem Lächeln. „Einmal die Privatperson und einmal den Künstler, den ich im Netz darstelle.“ Die Pflege der diversen Online-Kanäle nimmt viel Zeit in Anspruch. Unterstützung erhält er von Freunden aus den Bereichen Film und Fotografie. Auch dank seines Studiums kann er hier auf verlässliche Helfer zählen.