Verkehr: Neue Ladestationen

Unter Strom

E-Autos sind klimafreundlich und machen Spaß. Das einzige Manko bislang ist die Akku-Reichweite. Mit 34 neuen Ladestationen wollen die WSW hier Abhilfe schaffen.

Die Nacht war frisch – knapp über dem Gefrierpunkt –, der Reichweitenanzeiger des vollgeladenen BMW i3 zeigt in Barmen nur 160 Kilometer statt der möglichen 200. Trotzdem, das sollte für den Behördentermin im Düsseldorfer Norden reichen. Draußen ist es immer noch ziemlich schattig, die Heizung läuft auf voller Leistung, da kommt die erste Hiobsbotschaft. Die A46 ist komplett dicht, also in Katernberg runter von der Bahn und über Neviges in die Landeshauptstadt. Eine Stunde und 50 Kilometer Fahrt später bin ich am Ziel, die Reichweite meines i3 beträgt noch 81 Kilometer. Das sollte für die Heimfahrt reichen.

Doch der Termin ist lang, ich will schnell nach Hause, allerdings: „Bleifuß frisst Akku.“ Am Sonnborner Kreuz zeigt der Tacho noch fünf Kilometer Reichweite an. Ich schalte in den Öko-Plus-Modus, die Heizung stellt ihren Betrieb ein, die Beschleunigung des Elektro-BMW gleicht einer Weinbergschnecke. Durchatmen, Minuten später ist das Ziel in Sicht. Von der Autobahn zur Bromberger Straße geht es bergab, der Akku lädt sich wieder auf, der Reststrom reicht, um an der Ladesäule rückwärts einzuparken. Geschafft – mit 1 000 Meter Restreichweite.

Schöne Utopie
Um nicht falsch verstanden zu werden, hinterm Steuer eines Elektroautos zu sitzen ist im Stadt- und Kurzstreckenverkehr ein Heidenspaß. Die Beschleunigung ist atemberaubend, Verbrauch und damit Reichweite bei vorausschauender Fahrweise sehr gut steuerbar und das gute Gewissen fährt mit. Bis auf Brems- und Reifenabrieb und Rollgeräuschen ist das Fahren emissionsfrei. Das Auto wird mit Ökostrom geladen, so ist auch die Klimabilanz hervorragend. Sobald es allerdings auf die Autobahn geht, zeigen sich die Nachteile der aktuellen Akku-Technik.

Fehlende Reichweite ist neben den hohen Kosten einer der Hauptgründe, warum die Elektromobilität in Wuppertal und Deutschland nur homöopathische Fortschritte macht. Das Kraftfahrt-Bundesamt meldet in seiner aktuellsten Statistik 186 reine E-Autos für Wuppertal, das entspricht 0,11 Prozent aller in der Stadt zugelassenen Autos. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Autos oder zwei Prozent des Kfz-Bestands elektrisch fahren zu lassen, würde für Wuppertal rund 3 400 E-Autos entsprechen. Aus heutiger Sicht eine Utopie.

V. li.: Michael Schumann, Georg Kemper (beide Verein Bergische Museumsbahnen), Frank Schwarz, Leiter Neue Technologien bei den WSW, und WSW-Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht bei der Einweihung einer neuen Ladestation in der Kohlfurth.

Überzeugende Bilanz
Die Wuppertaler Stadtwerke haben seit 2011 rein elektrisch betriebene Autos in ihrem Fuhrpark. Fuhrparkleiter Michael Schulz: „Die beiden Kastenwagen vom Typ Kangoo waren die ersten E-Fahrzeuge, die Renault überhaupt in ganz Deutschland ausgeliefert hat. Die Kangoos kamen im Bereich Planung und Bau zum Einsatz. Am Anfang war bei den Kollegen ein wenig Überzeugungskraft notwendig, aber die meisten, die einmal mit den Wagen gefahren sind, sind begeistert.“

Aus technischer Sicht ist Schulz mit den von den WSW genutzten Fahrzeugen durchweg zufrieden, der Reparaturaufwand sei deutlich geringer als bei Dieselfahrzeugen. In der direkten Gegenüberstellung kostet ein Renault ZOE, ein Elektrokleinwagen, im Monat bei Vollkostenbetrachtung rund 200 Euro, was keinen Unterschied mehr zu einem Diesel-Fahrzeug bedeute.

Allerdings, so Schulz, sei gerade beim Besuch mehrerer Baustellen und längerer Strecken eine exakte Planung nötig, um das Reichweitenproblem in den Griff zu bekommen. Ärgerlich findet Schulz, dass im Bereich Nutzfahrzeuge das Angebot bis auf den E-Scooter der Deutschen Post gegen null tendiert: „Gerade hier hätten wir als Stadtwerke einen echten Bedarf.“

34 neue Ladestationen
Trotz aller Hemmnisse, „auf mittlere bis lange Sicht führt am E-Auto kein Weg vorbei“, ist sich Ulrich Rieke, Leiter Energiedienstleistungen der WSW, sicher. Die hohe Stickoxid- und Lärmbelastung von fossil betriebenen Fahrzeugen seien nur zwei Gründe, die für E-Mobilität sprächen. Aber auch „der Klimaschutz und die einfachere Technik“ seien schlagende Argumente. Um die Elektromobilität in Wuppertal zu fördern, wird in diesem Jahr das Ladestellennetz deutlich erweitert. Aktuell stellen die WSW 26 Ladepunkte im Stadtgebiet zur Verfügung. „2018 wollen wir das Angebot mehr als verdoppeln“, berichtet Rieke. Mit einem Investitionsvolumen von über 200.000 Euro werden 34 weitere Ladepunkte errichtet. Dabei kooperieren die WSW mit der Sparkasse Wuppertal – fünf Standorte befinden sich unmittelbar an Sparkassen-Filialen. Auch Kultureinrichtungen profitieren von den neuen Ladesäulen, so Ulrich Rieke: „Wir errichten Ladestationen am Theater in Cronenberg (TiC), an der Oper in Barmen und am Mirker Bahnhof in Elberfeld.“