Kultur: Verein Bergische Museumsbahnen wird 50

Das fahrende Museum

Seit 50 Jahren restauriert der Verein Bergische Museumsbahnen alte Straßenbahnen. Heute bietet er regelmäßig Fahrten­ von Kohlfurth nach Cronenberg an.

Der Schaffner, mit Mütze und Geldkasten originalgetreu ausgestattet, zieht am Klingelseil. Es kann losgehen. Mit leisem Quietschen setzt sich die Straßenbahn in Bewegung. Dass Wuppertaler und auswärtige Besucher heute in historischen Straßenbahnen durchs idyllische Kaltenbachtal fahren können, verdanken sie der harten Arbeit von zwei Dutzend Ehrenamtlern der Bergischen Museumsbahnen (BMB). Sie investieren jedes Jahr tausende Stunden, um die Gleise zu pflegen und alte Fahrzeuge aufzubereiten. 

Gegründet wurde der Verein Bergische Museumsbahnen im Mai 1969. Damals wurden im ganzen Bergischen Land nach und nach die Straßenbahnen durch Busse ersetzt. Viele Fans bedauerten das und wollten die Straßenbahnen retten. Ziel der Vereinsgründung war es, eine befahrbare Strecke zu erhalten. Die Voraussetzungen in Wuppertal waren ideal: Die ehemalige Überland-Linie 5 nach Solingen fuhr ohne Straßenkreuzung durch den Wald hinauf nach Cronenberg. Dieses Stück pachtete der Verein von den WSW und begann mit den Sanierungsarbeiten. „Unsere Idee war ein fahrendes Museum“, erzählt Schriftführer Michael Malicke.

Die Museumsbahnen fahren durchs idyllische Kaltenbachtal den Berg hinauf.

April bis Oktober
Vor dem Fahren stand jedoch erst einmal harte Knochenarbeit. Die Holzschwellen im feuchten Wald waren vergammelt, ein Stromanschluss fehlte. Also erneuerten die Ehrenamtler mit Hacke, Schaufel und Schubkarre Schwellen und Gleisbett. Um die Straßenbahnen mit Strom zu versorgen, bauten sie „Am Schütt“ eine Gleichrichterstation auf. Wo heute eine große Wagenhalle die Gäste empfängt, befand sich in den Anfangsjahren eine Sumpfwiese. „Wir haben dort viele Wagenladungen Schotter verteilt“, erinnert sich Malicke. In Eigenarbeit gossen die Vereinsmitglieder die Bodenplatte und zogen Wände hoch. Jetzt können dort die Wagen im Trockenen stehen. In der angeschlossenen Werkstatt erledigen die Vereinsmitglieder alle nötigen Holz- und Metallarbeiten.

Seit 1992 fährt die Museumsbahn von April bis Oktober jeden zweiten Sonntag hoch zur Station Greuel und zurück. Die Freiwilligen müssen für den Dienst an der Kurbel eine komplette Ausbildung zum Straßenbahnfahrer absolvieren, denn die BMB gelten als ganz normaler, wenn auch sehr kleiner Straßenbahnbetrieb. Glücklicherweise gibt es immer wieder Straßenbahn-Experten, die im Verein mithelfen. Andere Vereinsmitglieder sind Lehrer, Ärzte oder Handwerker, die einfach Spaß an diesem besonderen Hobby haben.

Samstags treffen sich die rund 25 Aktiven in der Fahrzeughalle, um die Fahrzeuge herzurichten. Fünf Straßenbahnen stehen auf diese Weise jetzt für die Passagierfahrten zur Verfügung. Weitere 25 warten noch auf die Sanierung. Ein ganz besonderer Wagen soll demnächst vorgestellt werden: ein ehemaliger Fahrschulwagen mit Sitzbänken wie in einem Klassenzimmer. Froh sind die Aktiven der BMB über ihre Jugendabteilung: Dort haben sich zehn Jugendliche zusammengefunden, die in der Werkstatt ihr eigenes Projekt bearbeiten. Eine andere Truppe ist für den Freischnitt der Fahrtrasse zuständig. Dabei ist jede zusätzliche Hand willkommen. 

Die museumsreifen Bahnen müssen regelmäßig gewartet werden.

An den Fahrtagen ernten die Aktiven sowie die insgesamt 280 Vereinsmitglieder viel Dank für ihren Einsatz: Kinder klettern mit leuchtenden Augen in die alten Straßenbahnwagen und jubeln, wenn sie einmal die Kurbel anfassen dürfen. Ältere Menschen schwelgen in Erinnerungen an Zeiten, als diese Wagen noch durch Elberfeld, Barmen, Solingen oder Düsseldorf fuhren. Am Pfingstsonntag und -montag treffen sich jedes Jahr Fans aus der Region zum großen Straßenbahnfest. Dann wird dieses Jahr auch das 50-jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Außerdem gibt es zum Jubiläum eine thematisch passende Vortragsreihe. Ein Höhepunkt für Familien sind immer wieder die Nikolausfahrten im Dezember, wenn die Straßenbahn mitten im Wald an einer Lichtung hält, wo der Nikolaus mit einem dicken Sack auf die Kinder wartet.

Text: Tanja Heil