Energie: Wuppertal Institut

Jeder kann etwas tun

Jana Nicolas erforscht am Wuppertal Institut in der Abteilung Kreislaufwirtschaft, wie Unternehmen effizienter recyceln und Ressourcen schonen können, auch mit Hilfe von digitalen Tools. Aber auch die Verbraucher sind gefragt.

Wie man Umweltschutz und betriebswirtschaftliche Überlegungen unter einen Hut bekommt, das beschäftigt Jana Nicolas schon lange. Deshalb hat sie an der Hochschule Trier Umwelt- und Betriebswirtschaft studiert. Seit 2016 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wuppertal Institut und forscht zu Recycling, Abfallvermeidung und dem Einsatz digitaler Lösungen. Deutschland stehe zwar im internationalen Vergleich ganz gut dar, ruhe sich aber zu sehr auf den Recyclingquoten aus, meint Jana Nicolas. „Müllvermeidung ist noch besser.“

Wärme aus Müll Im Müllheizkraftwerk der AWG auf Korzert wird nicht nur Abfall verbrannt, sondern auch Wärme und Wasserstoff für die Hybrid-Busse der WSW produziert.

Eines ihrer Projekte beschäftigt sich mit Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung. Denn durch Kreislaufwirtschaft lassen sich nicht nur Ressourcen schonen, Emissionen und Energie sparen, sondern lässt sich auch Abfall vermeiden. Bei der Kreislaufwirtschaft sollen Stoffkreisläufe ineinandergreifen und aufeinander abgestimmt sein, sodass zum Beispiel möglichst wenig Abfall anfällt. Nicolas und ihre Kollegen analysieren etwa, wie durch Kreislauf­wirtschaft Ressourcen gespart werden, Produkte und Materialien noch länger genutzt oder effektiver recycelt werden können. „Wir untersuchen, was sich lohnt, was machbar ist und entwickeln aus unseren Erkenntnissen auch Empfehlungen für die Politik“, sagt Jana Nicolas.

220 Kilogramm Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr. Damit ist die Bundesrepublik trauriger Spitzenreiter in Europa.

Transparenz und Vertrauen
Auch digitale Tools sollen helfen, damit bei der Kreislaufwirtschaft die Abläufe sinnvoll ineinandergreifen. Ein Tool ist etwa ein sogenannter „Blockchain“, eine Technologie, die Datensätze für alle Unternehmen des Netzwerks verfügbar macht und dauerhaft speichert. Darüber könnten Informationen ausgetauscht werden, die für die Verwendung von recycelten Materialien essenziell sind. „Das schafft Transparenz und Vertrauen und kann so die Nutzung von Recyclingmaterialien erhöhen“, sagt Nicolas.

Kreislaufwirtschaft Durch aufeinander abgestimmte und ineinandergreifende Stoffkreisläufe sollen Ressourcen gespart und Produkte und Materialien effektiver recycelt werden.

Gemeinsam mit Vertretern der Unis in Delft und Aachen begleitete sie eine serbische Delegation auf einer Reise durch verschiedene Betriebe, um sich Beispiele der Kreislaufwirtschaft anzusehen. Die Gäste bekamen Einblicke in innovative Geschäftsmodelle und modernes Abfallmanagement, das es in Serbien nicht gibt.

Gemeinsam besichtigte die Gruppe auch das Müllheizkraftwerk der AWG auf Korzert, wo nicht nur Nahwärme produziert wird, sondern auch Wasser­stoff für die Hybrid-Busse der WSW. Ein interessanter Ansatz, findet Nicolas, auch wenn es zur Müllverbrennung durchaus geteilte Meinungen gäbe.

„Es wird spannend sein zu sehen, wie unsere Ansätze in anderen Ländern und Kontexten funktionieren“, sagt die 28-jährige Wissenschaftlerin mit Hinblick auf ihre Tätigkeiten in Serbien. Dort sollen die in Deutschland gesammelten Ideen in eine „Kreislaufstadt“ einfließen, wo sich viele Ideen mitein­ander verbinden. „Das im Projekt geschaffene Netzwerk ist aktiv und entwickelt Ideen gemeinsam“ – das sei wichtig.

Ihr Beruf macht ihr großen Spaß. Sie sieht sich als Generalistin und ist opti­mistisch, dass sich Dinge noch ändern lassen. „Oft gibt es keine einfachen Lösungen. Vieles in dem Bereich Abfall hängt miteinander zusammen. Das Thema ist sehr komplex – aber auch hochspannend.“

Text: Marion Meyer