Energie: Tal.Markt Schepershof

Viel Wind um Caruso

Bereits 1979 gründete sich der Trägerverein des Schepershofs im Windrather Tal in Velbert, um sich der biologisch-dynamischen Landwirtschaft zu widmen. Nun ist der Traditionsbetrieb mit Photovoltaik und Windrad Partner des Tal.Markts der WSW.

Erhobenen Hauptes stolziert Hahn Caruso vor dem Haupthaus aus dem 18. Jahrhundert herum und macht klar, wer hier der eigentliche Chef auf dem Schepershof ist – natürlich er. Viel länger dabei ist Dirk Lücke, der seit 1981 auf dem Hof arbeitet und sich nun als „Altenteiler“ um die ökologische Energiegewinnung kümmert. „Entstanden ist die Idee zu dem Windrad als älteste Erzeugungsanlage durch die Studie zweier Wuppertaler Studenten, die den Bau einer solchen Anlage hier am Standort geprüft haben“, erinnert sich Lücke. Das Ergebnis war positiv und so wurde der Bau beschlossen.

Dirk Lücke ist seit 1981 auf dem Schepershof und kümmert sich nun um die ökologische Energiegewinnung.

Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema auf dem Schepershof, der für Demeter zertifiziert ist. Das Futter für die Tiere, 20 Kühe, 20 Kälber und Rinder, 30 Schweine und 240 Hühner, wird auf den 60 Hektar, die der Hof bewirtschaftet, selbst angebaut. Klee, Hafer, Dinkel, Roggen und Gerste finden aber nicht nur im Magen der Tiere Platz. Das Getreide in Bioqualität wird auch verarbeitet und kann dann als Brot im eigenen Bauernladen erworben werden. „Hofladen und Café sind sehr beliebt“, weiß Lücke, „da kommen an einem Sommerfest auch mal bis zu 1 000 Besucher.“ Beides lebt auch von der Kooperation mit den anderen Biohöfen der Umgebung. Man tauscht Produkte wie Käse, Fleisch oder Gemüse, um ein breites Angebot im Laden vorhalten zu können. Natürlich ist dieses auch saisonal abhängig, so gibt es etwa Apfelsaft aus eigenen Äpfeln nur, wenn die Früchte der Obstbäume reif sind.

Saubere Schweine
In der Scheune stehen derzeit die Mutterkühe mit den Kälbern, die bald wieder raus auf die Weide kommen. Misstrauisch beäugen die erwachsenen Tiere die Fremden, aber als sie merken, dass keine Gefahr droht, fressen sie gemütlich weiter. Wir reißen uns von den wenige Wochen alten Kälbchen los und schlendern zum Schweinestall hinüber. 12 Arbeitskräfte einschließlich Praktikanten und Auszubildende kümmern sich in einer Betriebsgemeinschaft um die Arbeit auf dem Hof, geschäftiges Treiben allerorten. Mit lautem Grunzen heißen uns die Schweine willkommen. Sie stehen auf Stroh in einem halboffenen Stall, der ihnen genügend Platz bietet. Sie scheinen putzmunter und im Gegensatz zur konventionellen Haltung stinkt hier nichts.

Der besondere Stolz sind aber derzeit die neu eingetroffenen Hühner, die in einem luftigen Stall mit Außengehege gehalten werden. Die beige-weißen Hühner sind eine Mischrasse aus biologischer Zucht, sie legen etwas weniger Eier und haben dafür mehr Fleisch als konventionelle Rassen. „Eine gute Mischung“, meint Lücke. Noch sind die hübschen Hennen in der Eingewöhnungsphase und entsprechend auf­geregt gackernd wird Besuch begrüßt.

Zum Abschied lässt sich auch Caruso noch einmal blicken, aus sicherer Entfernung und weniger stolz, denn mit dem Damennachwuchs hat er nichts mehr zu tun, er genießt hier nur noch seinen Lebensabend.

Text: Holger Stephan