wsw.info: Rückblick BEV

Spannungsfelder

Die Gründung der Bergischen Elektrizitäts-Versorgungsgesellschaft liegt nun 100 Jahre zurück. Damals sorgte sie nicht nur für fallende Strompreise.

Die älteren Elberfelder erinnern sich noch: Bis Anfang der 70er Jahre kam der Strom für den Stadtteil nicht von den WSW, sondern von der Bergischen Elektrizitäts-Versorgungsgesellschaft (BEV). Die BEV wurde vor hundert Jahren gegründet. Sie blieb auch nach Gründung der Stadtwerke 1948 bestehen. Erst 1971 wurde sie vollständig in die WSW integriert. Diese Besonderheit hatte historische Gründe. Am 1. Januar 1920 schlossen sich das Elektrizitätswerk der Stadt Elberfeld und die „Überland- und Zechenzentrale Kupferdreh“ zur BEV zusammen. Die Stadt Elberfeld reagierte damit auf Probleme bei der Stromversorgung infolge von Kohlemangel im Elberfelder Kraftwerk an der Kabelstraße in den Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Die Verbindung mit dem Kraftwerk Kupferdreh mitten im Kohlerevier an der Ruhr versprach mehr Versorgungssicherheit.

Günstige Tarife

Die Gründung der neuen Gesellschaft hatte direkte Auswirkungen für die Kunden. Die größere Menge produzierten Stroms ermöglichte günstigere Tarife und die Stromversorgung wurde auf Drehstrom (statt Wechselstrom) umgestellt. Die BEV versorgte aber nicht nur Elberfeld mit Strom, sondern auch Velbert, Neviges, Langenberg und einige südliche Essener Stadtteile. Der größte Teil des gelieferten Stroms stammte aus dem Kraftwerk Kupferdreh, dessen Leistung doppelt so hoch war, wie die des Heizkraftwerks Elberfeld.

Mehrheitseigentümer der BEV war die „Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen“, der auch die Schwebebahn AG, die Bergischen Kleinbahnen sowie eine Mehrheit an der Elektrische Straßenbahnen Barmen-Elberfeld AG gehörten. Aufgrund der Eigentümerverhältnisse wurde die BEV bei Gründung der Stadt Wuppertal im Jahr 1929 nicht Teil der Städtischen Werke Wuppertal. Auch bei Gründung der Wuppertaler Stadtwerke AG 1948 blieb die BEV als Tochterunternehmen der neuen WSW formal selbstständig. Sie wurde allerdings in Personalunion mit dem Elektrizitätswerk der WSW geführt. Ab 1950 belieferte die BEV auch Cronenberg mit Strom.

Als Tochter der WSW war die BEV in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg an einigen wichtigen Projekten beteiligt. Dazu gehört die Beteiligung an der „Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor“ mit dem Forschungsreaktor in Jülich sowie die spektakulären Pläne für den Bau eines Gasturbinen-Kraftwerks unter dem Hardtberg, die aber nie umgesetzt wurden.

Umstellung auf Erdgas

Mitte der 60er Jahre verlor das Kraftwerk Kupferdreh als Produktionsstandort an Bedeutung. Es wurde auf Spitzenbetrieb umgestellt. Das Elberfelder Kraftwerk Kabelstraße war hingegen vor allem für die Fernwärmeproduktion unverzichtbar. Ende des Jahrzehnts wurde die Anlage für einige Jahre auf Erdgasbetrieb umgestellt. 1971 wurde die BEV aufgelöst und ging – mit einem Buchgewinn von 5,5 Millionen D-Mark – in der WSW AG auf. Zuletzt waren bei der BEV rund 450 Mitarbeiter beschäftigt.

Inzwischen sind auch die beiden Kraftwerke der BEV nicht mehr in Betrieb. Das Kraftwerk Kupferdreh wurde 1977 stillgelegt. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Kraftwerksschule. Das Heizkraftwerk Elberfeld wurde noch bis 2018 betrieben. Die Fernwärme wird jetzt im Müllheizkraftwerk der AWG produziert.

Text: Rainer Friedrich