wsw.info: Spielplatzpaten

Kinderspiel

Jochen Lehmann ist Spielplatzpate in Heckinghausen. Er ist einer von insgesamt 41 ehrenamtlichen Helfern, die im Auftrag des Wuppertaler Kinderschutzbundes vor Ort nach dem Rechten sehen.

Das Wetter ist erstaunlich mild für Februar. Die Sonne scheint durch ein paar vereinzelte Wolken und es sind etwa 17 Grad. Dementsprechend belebt ist der Spielplatz an der Turnstraße in Heckinghausen. Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen genießen es, an der frischen Luft zu sein. Es ist ein großes Gewusel, überall wird gespielt, getobt, gelacht. Immer wieder hört man das druckvolle Knallen eines Lederballes. Im kleinen Bolzkäfig direkt am Eingang zeigen sechs Jungs, was sie auf dem Kasten haben. Einer von ihnen trägt ein rot-blaues Messi-Trikot. Wie das große Vorbild umdribbelt er geschickt seine Gegner. Schon mal landet das runde Leder auch auf dem benachbarten Rasenstück oder im Sandkastenbereich. Stören tut das niemand. Überhaupt geht es friedlich zu. Die zwei Basketballkörbe scheinen aktuell nicht so beliebt zu sein. Möglicherweise ändert sich das am späten Nachmittag, wenn die älteren Jugendlichen kommen.

Alles im Blick

Ungefähr in der Mitte des Platzes wird ziemlich wild geschaukelt. Andere Kinder schlürfen glücklich an ihrem blauen Wassereis, das offenbar in größerer Zahl von einem der anwesenden Elternteile spendiert wurde. Die stehen bevorzugt im Eingangsbereich. Ein Grund dafür könnte der dort platzierte Aschenbecher sein und dass auf dem Spielplatz selbst rauchen natürlich verboten ist. Darauf achtet auch Jochen Lehmann, der sich als Spielplatzpate darum kümmert, dass hier alles rund läuft. Eine seiner Aufgaben ist es, defekte Spielgeräte an die Stadt beziehungsweise an den Kinderschutzbund zu melden. Dort ist Kerstin Holzmann, pädagogische Leiterin, für die aktuell 41 Spielplatzpaten und Spielplatzpatinnen auf 33 Spielplätzen erste Ansprechpartnerin. Bedingung für die Arbeit auf einem der Spielplätze ist ein erweitertes Führungszeugnis. „Trotz Corona-Pandemie gibt es zurzeit mehrere Anfragen. Wir freuen uns natürlich immer über weitere Interessenten“, sagt Holzmann.

„Man muss die Kinder und Jugendlichen dafür sensibilisieren, dass es hier sauber bleibt.“

Jochen Lehmann ist seit etwa drei Jahren an der Turnstraße als Pate aktiv, also kurz nach dem Umbau in 2016. „Früher war hier nur ein Bolzplatz, der abends abgeschlossen wurde. Bei der Gestaltung wurden auch die Nachbarskinder mit einbezogen“, erzählt der gebürtige Sachse. Lehmann hatte davor bereits als Pate auf dem Spielplatz am Loh gearbeitet – nachdem er von dem dortigen Spielplatzpaten Herr Müsken dazu ermutigt worden war. Heute gehört er quasi zum Inventar des Platzes in Heckinghausen. Die Kinder kennen und respektieren den Pensionär mit den weißen Haaren und der ruhigen Stimme. Hin und wieder versucht er, die Älteren für das Schachspiel zu begeistern, denn Lehmann ist auch als Jugendwart beim Bahn-Schachclub Wuppertal aktiv.

Ordnung muss sein

So zwei bis dreimal in der Woche dreht er seine Runde, beseitigt auch mal herumliegenden Abfall, obwohl das gar nicht zu seinen Aufgaben gehört. „Man muss die Kinder und Jugendlichen dafür sensibilisieren, dass es hier sauber bleibt.“ Als Spielplatzpate gehöre eine Portion Durchsetzungsvermögen dann auch zu den Anforderungen. „Und man sollte nicht unbedingt geräuschempfindlich sein“, sagt Lehmann und lächelt. „Hier ist eigentlich immer etwas los, unabhängig von der Jahreszeit.“ Weil er selbst auch Anwohner ist, Jochen Lehmann kann aus seinem Küchenfenster direkt auf den Spielplatz schauen, weiß er natürlich um die Geräuschkulisse. Am allerwichtigsten für die Arbeit als Spielplatzpate sei aber ein Verständnis für die Kinder. Dem ein oder anderen Bewohner der Mehrfamilienhäuser, die den Spielplatz umringen, fehle das, bemerkt Lehmann.

Für den Fall, dass sich jemand wundert, dass er sich als älterer Mann ohne Kind vor Ort aufhält, hat Jochen Lehmann immer einen offiziellen Ausweis um den Hals hängen, mit dem er sich als Spielplatzpate ausweisen kann. Für die Zukunft wünscht er sich eine bessere Beleuchtung des Platzes. „Nachts kann man hier kaum etwas erkennen. In den Straßenlaternen sind zwar LEDs verbaut, aber offensichtlich sind die zu schwach.“ Zum Abschied kommen noch zwei Jungs auf den Pensionär zu und geben ihm seine hölzerne Greifstange sowie eine Plastiktüte mit aufgesammeltem Müll zurück. „Die wollten das unbedingt machen, als sie mich gesehen haben.“ Ordnung muss halt sein – auch auf dem Spielplatz. Umso besser, wenn das auch die Kinder so sehen.

Text: Marc Freudenhammer
Fotos: Süleyman Kayaalp