wsw.info: Forschungsprojekt

Sauber!

Das neue Filterbecken auf Lichtscheid ist ein technischer Durchbruch im Bereich der Oberflächenwasserfilterung. Es ist kompakter, deutlich effektiver und leichter zu reinigen.

Anfang Oktober 2021 haben die Wuppertaler Stadtwerke ein neuartiges Filterbecken im Bereich des Böhler Weges in Betrieb genommen. Das Becken, das die Oberflächenabflüsse der stark befahrenen Lichtscheider Straße von Verschmutzungen wie Mikroplastik und Schwermetallen reinigen soll, wurde durch das Land NRW bezuschusst.

Im Wesentlichen funktioniert das Filterbecken wie der bereits seit mehreren Jahren von den WSW betriebene technische Regenwasserfilter „In der Fleute“ in Langerfeld. Das behandlungspflichtige, verschmutzte Oberflächenwasser durchströmt von unten nach oben einen mit Filtersubstrat in verschiedenen Korngrößen gefüllten Filterkörper und wird danach in Richtung Gewässer weitergeleitet. Das neue Bauwerk stellt jedoch eine technische Weiterentwicklung dar und wird durch ein Forschungsvorhaben des Landes NRW unter Beteiligung der Uni Bochum und der Fachhochschule Münster begleitet. 

Ein Jahr testen

Dazu wird innerhalb des ersten Betriebsjahres durch zusätzliche Onlinemessung und automatische Probenahme mit Laborauswertung der Wirkungsgrad der Filteranlage vor dem Hintergrund der zu ermittelnden optimalen Steuerung, der Standzeit sowie der Art des Filtersubstrats bestimmt.

Anders als beim Filterbecken in Langerfeld muss das Filtersubstrat nicht mehr in und bei voller Beladung mit Schmutzstoffen händisch aus dem Bauwerk befördert werden, sondern kann über 18 sogenannte Modulkästen aus Edelstahl bestückt werden, die über einen Kran in das Becken hinein- und hinausgehoben werden, sodass ein Substrattausch außerhalb des Bauwerks sicher erfolgen kann.

Effiziente Filterung

Ein derartiges Filtersystem stellt bereits bei der Anlage in der Fleute ein außerordentlich wirksames Reinigungsprinzip dar, bei welchem neben der reinen Filterung auch gelöste Schadstoffe durch Anhaftung an das Filtersubstrat gebunden werden. Herkömmliche Regenklärbecken ohne Dauerstau erreichen unter optimalen Bedingungen Wirkungsgrade von etwa 40 Prozent. Gelöste Inhaltsstoffe können dabei nicht zurückgehalten werden. Das Prinzip der Regenwasserfiltration kann bei optimaler Betriebsweise und Steuerung Wirkungsgrade um die 70 bis 80 Prozent erzielen und führt zu einer kompakten Bauweise mit deutlich geringerem Flächenbedarf.

Das neue Filterbecken im Bereich des Böhler Weges besitzt, neben Lamellen zur Erhöhung der spezifischen Oberfläche des Beckens und zur optimalen Anströmung des Filterkörpers, eine Ablaufmöglichkeit im Freispiegelgefälle in den Schmutzwasserkanal. Dies ist ein weiterer Unterschied zum technischen Regenwasserfilter in der Fleute. Je nach Steuerungsansatz kann der Filter theoretisch nicht nur zur Reinigung mehrmals im Jahr komplett entleert werden, denkbar wäre eine Entleerung sogar bereits nach jedem Regenereignis, um unter dem Filter abgesetzten Schlamm und darin enthaltene Schadstoffe in Richtung Kläranlage abzuleiten. Dies würde eine Erhöhung der Lebensdauer des Filtersubstrats und damit eine weitere Reduzierung der Betriebskosten ermöglichen.

Text: Rainer Friedrich
Foto: WSW