wsw.info: Hohe Energiepreise

Gemeinsam handeln

Die Preise für Gas und Strom steigen und die WSW kommen in diesem Jahr um eine deutliche Preisanpassung nicht herum. Christine Koste, Leiterin Absatzmanagement Privat- und Gewerbekunden bei den WSW, erklärt die Hintergründe und wie die WSW ihre Kunden in der Krise unterstützen wollen..

Frau Koste, schon vor dem Krieg in der Ukraine sind die Energiepreise deutlich gestiegen. Jetzt gibt es weiter massive Preissprünge an den Beschaffungsmärkten. Wie wird die Entwicklung in diesem Jahr weitergehen?

Seit dem letzten Quartal 2021 sind die Preise an den Energiemärkten in einem bisher nicht bekannten Ausmaß gestiegen. Aktuell haben wir beim Strombezug eine Verfünffachung des Preisniveaus gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020. Beim Gas ist die Entwicklung in diesem Zeitraum sogar noch extremer. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen. Einer davon war, dass die Nachfrage nach Gas welt­weit stark gestiegen war. Besonders in Asien wuchs der Verbrauch. Im März 2022 kam dann der Angriff Russlands auf die Ukraine als weiterer Faktor hinzu. Russland ist für viele Länder – nicht nur für Deutschland – der wichtigste Gaslieferant. Im Sommer hat Russland die Gaslieferung deutlich gedrosselt. Es ist nicht auszuschließen, dass es uns den Gashahn ganz zudreht. Das alles macht Energie extrem teuer. So eine Entwicklung habe ich in meiner langjährigen Tätigkeit in der Energiewirtschaft noch nicht erlebt. Die Bundesregierung hat im Juni die zweite von drei Stufen des Notfallplans Gas ausgelöst, weil das Ziel, bis zum Winter die Gasspeicher zu füllen, gefährdet ist. Es ist nicht auszuschließen, dass es dann eine Gasmangellage gibt.

„Jeder sollte sich Gedanken machen, wo
Energie ein­gespart werden kann.“
Christine Koste

Bei den Kunden kommen die extremen Preissteigerungen aber erst im Oktober an. Woran liegt das?

Wie viele Grundversorger verfolgen wir eine langfristige Beschaffungsstrategie. Wir kaufen jetzt schon Gas- und Strommengen für das nächste oder sogar übernächste Jahr ein. Das hat für die Kunden den Vorteil, dass das Risiko von krassen Preissprüngen reduziert wird. Preisanstiege an den Energiemärkten erreichen die Verbraucher dadurch erst mit einigen Monaten Verzögerung. Diese Beschaffungsstrategie führte bei den WSW noch zu Jahresbeginn und im Juli –neben der stufenweisen Reduktion der EEG-Umlage – zur Senkung der Strompreise. Im Oktober müssen wir die gestiegenen Beschaffungskosten bei Strom und Gas jedoch an unsere Kunden weitergeben.“

Wie hoch wird der Preisanstieg ausfallen?

In der Grundversorgung wird der Strom um rund 33 Prozent und Gas um rund 50 Prozent teurer. Für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 1 400 Kilowattstunden bedeutet dies eine Kostensteigerung von 163 Euro brutto im Jahr. Ein Haushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von 5 000 Kilowattstunden muss 300 Euro im Jahr mehr bezahlen. In unseren anderen Tarifen fallen die prozentualen und absoluten Kostensteigerungen unterschiedlich aus. Bei Haushalten, die größere Mengen Gas zum Heizen benötigen, können diese aber noch deutlicher als in den genannten Beispielen ausfallen. Wie den Medien zu entnehmen war, werden alle Gaskunden zusätzlich noch durch neue Umlagen für Gasimporteure und Gaseinspeicherung belastet. Die konkrete Höhe dieser Umlagen wird erst im Laufe des Augusts veröffentlicht und voraussichtlich ab dem 1. Oktober 2022 in der Gasabrechnung berücksichtigt. Auch der CO2-Preis auf Gas wird noch steigen.

Das wird für viele Haushalte kaum noch bezahlbar sein. Wie können die WSW ihre Kundinnen und Kunden in dieser Situation unterstützen?

Im ersten Schritt werden wir die monatlichen Abschläge unserer Kunden anpassen. Sonst drohen am Ende des Abrechnungszeitraums hohe Nachzahlungen. Darüber informieren wir unsere Kundinnen und Kunden selbstverständlich auch noch schriftlich. Es ist wichtig, jetzt überall, wo es möglich ist, Energie einzusparen. Das reduziert nicht nur Kosten, sondern hilft auch Gas für den Winter einzuspeichern, statt es jetzt zu verbrauchen. Gleichzeitig muss es Hilfe für Verbraucher geben, die ihre Energierechnung wegen der Preissteigerung nicht mehr bezahlen können. In beiden Bereichen sind wir aktiv und entwickeln Unterstützungsangebote. Wir rechnen mit einem sehr hohen Beratungs- und Informationsbedarf und wollen die Menschen in dieser schwierigen Situation nicht alleine lassen. Wir entwickeln zum Beispiel Online-Beratungsangebote zum Energiesparen, die für viele Nutzerinnen und Nutzer schnell und unkompliziert zugänglich sind. Wir wollen außerdem Hilfen und Informationen anbieten, wie man der Energieschuldenfalle entgeht, wenn das Haushaltsbudget für die Energiekosten nicht mehr ausreicht.

 Hilfe in der Krise: Christine Koste will Kundinnen und Kunden der WSW unterstützen.

Sie gehen also davon aus, dass sich manche Haushalte in Wuppertal Energie eigentlich nicht mehr leisten können?

Es wird tatsächlich für viele Verbraucher ein finanzieller Kraftakt sein. Wir haben dabei übrigens vor allem diejenigen Haushalte im Blick, die aufgrund der besonderen Situation erstmals in die Lage geraten, ihre Strom- und Gasrechnung nicht mehr bezahlen zu können. Wir müssen als Versorger aber klar sagen, dass an dieser Preiserhöhung kein Weg vorbeiführt. Wir zahlen ja selbst die massiv gestiegenen Preise in der Beschaffung. Die müssen wir an die Endverbraucher weitergeben. Was wir verhindern wollen ist, dass Privathaushalte ihre Energierechnung gar nicht mehr bezahlen können und dass es am Ende zu Zählersperrungen kommt. Daher bieten wir schon heute gemäß der gesetzlichen Vorgaben Abwendungsvereinba­rungen zur Vermeidung von Zählersperrungen an. Gleichzeitig möchten wir gemeinsam mit den Sozialträgern in Wuppertal Hilfsangebote entwickeln, die unsere bewährten Angebote zu Ratenvereinbarungen und Stundungen ergänzen.

Rechnen Sie damit, dass die Marktpreise in absehbarer Zeit wieder sinken, etwa nach einem Ende des Kriegs in der Ukraine?

Nein. Wir gehen davon aus, dass das Energiepreisniveau, das wir noch vor einem Jahr hatten, nicht wieder erreicht wird. Der Ukraine-Krieg ist ja nicht der einzige Faktor, der die Preise nach oben treibt. Deutschland will von russischem Gas unabhängig werden. Das heißt, die Nachfrage nach Gas aus anderen Ländern steigt. Es sind Investitionen in Infrastruktur für Flüssiggas notwendig. Und schließlich will die Bundesregierung durch den CO2-Preis auf Erdgas und andere fossile Brennstoffe den Umstieg auf erneuerbare Energien forcieren. Auch wenn die Preise erst mit Verzögerung bei unseren Kunden ankommen, erwarten wir, dass das Preisniveau für Endkunden im Zeitverlauf eher noch steigt.

Was sollen die Kundinnen und Kunden jetzt tun?

Wichtig ist, dass die Kostensteigerung im Haushaltsbudget berücksichtigt wird. Jeder sollte sich außerdem Gedanken machen, wo Energie ein­gespart werden kann. Auf unserer Internetseite findet man dafür Energiespar-Tipps, die sich leicht umsetzen lassen. Haushalte, die dennoch Probleme haben, ihre Energierechnung zu bezahlen, sollten frühzeitig auf uns zukommen. Ich hoffe, dass wir mit unseren Angeboten für jeden Kunden die Unterstützung anbieten können, die er benötigt. Auch in diesen schwierigen Zeiten sind wir für unsere Kunden da!

Text: Rainer Friedrich
Fotos: WSW