Verkehr: Neues Schwebebahnbuch

Bahn im Buch

Der neue Bildband zur Generation 15 beleuchtet Planung, Ent­wicklung­, Design und technische Innovationen des Wuppertal­er Wahrzeichens.

Darauf haben Schwebebahnfans gewartet: das Buch zur neuen Schwebebahngeneration. Erstmals werden Geschichte und Technik des Wuppertaler Wahrzeichens bis zur neuen Baureihe Generation 15 in einem Band ausführlich dargestellt. Das reichbebilderte Buch ist in Kooperation mit den WSW und dem Hersteller der neuen Bahnen, Kiepe Electric (ehemals Vossloh Kiepe), entstanden und im Wuppertaler Verlag Müller + Busmann erschienen. „Himmelblau“ lautet der Titel, natürlich in Anlehnung an die markante Außenfarbe der neuen Schwebebahnwagen.

WSW Drei Schwebebahngenerationen in einem Bild

„Dieses Buch will kein Designbuch sein“, sagt Verlagsgeschäftsführer Professor Dr. Johannes Busmann, „es beschäftigt sich stattdessen mit der Schwebebahn als Gesamtkonzept.“ Das Buch behandelt nicht nur die rein technischen Aspekte der neuen Bahnen im Hinblick auf Innovationen, die ohne Zweifel ein zentrales Merkmal sind. Auch die Einzigartigkeit der Wuppertaler Schwebebahn als öffentliches Verkehrsmittel im Kontext der vielseitigen Stadtgeschichte wird thematisiert. „Die Schwebebahn ist das Wahrzeichen der Stadt und nichts steht mehr für das Selbstverständnis der Wuppertaler und für eine Stadt im Aufbruch“, so Johannes Busmann weiter.

In Kooperation mit unterschiedlichen Autoren sind insgesamt sechs Kapitel mit 32 Einzelbeiträgen entstanden – darunter das Kapitel zum Design der Schwebebahn von Professor Nils Krüger, Partner beim verantwortlichen Designbüro büro+staubach aus Berlin, und Michael Zwank, Gesamtprojektleiter bei Kiepe Electric.

Praxis vor Schönheit
Die neue Baureihe bildet den thematischen Schwerpunkt des Buches und die Leserinnen und Leser erfahren hier viel Wissenswertes über die aktuellen Fahrzeuge aus erster Hand. So lag die besondere Herausforderung für die Entwickler darin, dass es für die Wuppertaler Schwebebahn keine vergleichbaren Fahrzeugsysteme weltweit gibt. Es lassen sich zwar Parallelen zu anderen Schienenfahrzeugen ziehen, aber bei einer Einschienen-Hängebahn ist doch alles etwas anders: Die Drehgestelle befinden sich oben statt unten, durch diese Anordnung müssen Motoren, Getriebe und Bremsen auf zwei hintereinander statt nebeneinander liegende Räder wirken, außerdem pendelt die Bahn im Betrieb.

„Dieser Einblick in den Entstehungsprozess der neuen Wagengeneration ist einzigartig.“ Andreas Feicht

Die Designer berichten, dass es bei dem Projekt nicht um Schönheit gegangen sei, sondern vielmehr darum, was adäquat war. Viele genormte Vorgaben – zum Beispiel zu Brandschutz und Gewicht – waren von vorneherein klar festgelegt, die Entwicklung und Implementierung von Erneuerungen wie beispielsweise den „Köpfen“ der Bahn oder die Aufwertung durch die Panoramaglasscheibe im Heck werden im Buch detailliert beschrieben. Autor Michael Zwank sagt über die Panoramascheibe: „Das wird mit Sicherheit der begehrteste Platz, denn dort bieten sich ganz neue Ausblicke auf die Stadt.“ Recht hat er. Aus technischer Innovationssicht ist vor allem die schnelle Fahrzeit der neuen Schwebebahn ein wichtiges Merkmal. Sichtbare Signale auf der Strecke gibt es nicht mehr, alle Informationen laufen im Fahrerstand zusammen. So kann die Schwebebahn nun alle zwei Minuten fahren.

Ein europäisches Projekt
Das Buch widmet sich auch dem Produktionsprozess der neuen Wagengeneration, in dem sich der europäische Gemeinschaftsgedanke widerspiegelt. Angefangen von der europäischen Ausschreibung für das Design, die das Berliner Büro büro+staubach gewann, bis zur Herstellung und Montage der einzelnen Baugruppen an unterschiedlichen Standorten in ganz Europa. Der Generalunternehmer Kiepe Electrics aus Düsseldorf etablierte dafür ein Expertennetzwerk für die Einzelaufgaben des Wagenbaus. Die technische Ausrüstung übernahmen die Düsseldorfer selbst. Antriebstechnik, Bremsen, Türsysteme, auch Licht, Verkabelung und Heizung wurde vom spezialisierten Tochterunternehmen Vossloh Kiepe Austria (TSA) ausgeführt. Die Getriebe kamen aus Friedrichshafen, die Drehgestelle aus Winterthur. Am Ende führten alle Wege ins spanische Valencia, wo die Einzelteile zur neuen Schwebebahn zusammengebaut wurden. Die endgültige „Hochzeit“ des fertigen Wagenkastens und der Drehgestelle fand schließlich in Wuppertal statt, wo das erste Fahrzeug im Dezember 2016 am westlichen Endpunkt der Strecke in Vohwinkel an die Gleise gehängt wurde.

Schwebebahn Hängevorrichtung in der Produktion

„Ein tolles Buch, nach dessen Lektüre man sich als echter Schwebebahn-Experte fühlt“, meint WSW-Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht. „Dieser Einblick in den Entstehungsprozess der neuen Wagengeneration ist einzigartig.“ Der Bildband „Himmelblau“ ist in den WSW MobiCentern am Alten Markt und am Wall sowie im Buchhandel zum Preis von 39,80 Euro erhältlich.