Kultur: Gaskessel Heckinghausen

Energiebündel

Nach gut 20 Jahren ist wieder Leben in den Gaskessel Heckinghausen eingekehrt. Zwei Jahrzehnte stand der stählerne Riese ungenutzt herum. Für den neuen Gaskessel liefern die WSW Wärme und schnelles Internet.

Seit Juni gibt es in dem ehemaligen Scheibengas­behälter ein Fitnessstudio, Gastronomie, Ausstellungsflächen und eine Licht- und Projektionsshow in der oberen Hälfte des Kessels. Auch das Dach ist über den Skywalk begehbar. Von dort hat man auf rund 70 Metern Höhe einen faszinierenden Rundumblick über Heckinghausen und Oberbarmen. Das Besondere an dem Umbauprojekt war, dass der Gaskessel unter Denkmalschutz steht. Weitestgehend sollte die Gebäudehülle erkennbar bleiben sowie Teile der historischen Druckscheibe im Inneren des Kessels erhalten bleiben. Die neuen Besitzer Thomas Drescher, Marcello Groß und Daniel Mai (letztere Architekten im Wuppertaler Architekturbüro GKM Architektur Studio) planten ein von der Gaskesselhülle abgerücktes, eigenständiges Gebäude in den Kessel hineinzubauen.

rund 70 Meter
hoch ist das begehbare Dach des Gaskessels. Von hier aus hat man einen faszinierenden Rundumblick auf Oberbarmen.

Mit dem neuen Gaskessel ist Wuppertal um eine Attraktion reicher. Fast fünf Jahrzehnte lang hatte der Behälter eine wichtige Funktion für die Wuppertaler Energieversorgung. Er wurde zwischen 1950 und 1952 am Standort des Gaswerks Mohrenstraße errichtet. Mit einer architektonischen Gesamthöhe von 66,65 Metern ist der Gaskessel das markanteste Gebäude in Oberbarmen. In dem Behälter konnten bis zu 60000 Kubikmeter Gas gespeichert werden. Der Kessel ist nicht rund, sondern sein Grundriss bildet ein Zwanzigeck mit einem Durchmesser von 37,70 Metern. Es handelte sich um einen Scheibengasbehälter, das heißt der Speicherraum wurde nach oben durch eine bewegliche Scheibe aus Eisenplatten abgeschlossen, die mit 530 Tonnen auf das Gasreservoir drückte. Je nach Füllmenge wanderte die Scheiben nach oben oder unten. An den Rändern der Scheibe war der Behälterraum durch Teer-Öl luftdicht abgeschlossen.

60000 m3
Gas konnten in dem Behälter gespeichert werden.

Umstrittenes Denkmal
Der Bau eines solch gigantischen Gasspeichers mitten in Oberbarmen war nicht unumstritten. Die ablehnende Haltung wandelte sich über die Jahre grund­legend. Der Koloss prägte das Stadtbild und wurde zum Wahrzeichen Heckinghausens. Nach seiner Stilllegung 1997 gab es Pläne, ihn abzureißen und das Areal für Wohnbebauung zu nutzen. Seit 1998 ist der Scheibengas­behälter in die Denkmalliste eingetragen. Unklar blieb lange, was mit dem ungenutzten Bauwerk geschehen sollte. Die Stadtwerke suchten 18 Jahre lang einen Käufer. Interessenten mit Ideen gab es viele. Unter anderem wurde vorgeschlagen, hier das Pina-Bausch-Tanztheater oder das Fuhlrott-Museum unterzubringen. Alle Projekte scheiterten jedoch an der Umsetzbarkeit oder am Geld.

18 Jahre
lang waren die Wuppertaler Stadtwerke auf der Suche nach einem Käufer für das markante Gebäude.

Glasfaser-Internet für Unternehmen
Die WSW haben ihre Verbindung zum Gaskessel nicht ganz gekappt. Im Gegenteil: Über eine neue Gaszuleitung wird die Heizzentrale am Fuß des Gaskessels versorgt. Den Brennwertkessel, der die Wärme für das fünfstöckige Gebäude im Inneren erzeugt, haben ebenfalls die Stadtwerke installiert. Außerdem ist das Gebäude an das Glasfasernetz der WSW angebunden. Der Sportpark von Thomas Drescher nutzt als eines der ersten Unternehmen in Wuppertal die schnelle Internetverbindung der WSW. Mit WSW Connect bieten die Stadtwerke Wuppertaler Unternehmen eine schnelle Internetverbindung über Glasfaserkabel mit garantierter Bandbreite. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Sparkasse verfügen die WSW über ein 600 Kilometer langes Glasfasernetz in Wuppertal.

Text: Rainer Friedrich