Kultur: Ghosthunter-NRWup

Die Geisterjäger

„Er ist von allen guten Geistern verlassen!“ – Redensarten, in denen Gespenster auftauchen, gibt es genug. Welchen Weg aber geht man, wenn man es tatsächlich mit einer übernatürlichen Erscheinung zu tun bekommt? Eine Möglichkeit wäre, Geisterjäger zu rufen. In Wuppertal hat sich ein Team organisiert, das unheimlichen Vorfällen auf den Grund geht – ohne Honorar und mit seriösem Anspruch.

Tom Pedall, Jahrgang 1971, und seine Partnerin Claudia Winterkamp steuern von der Schwebebahnstadt aus Einsätze, die sich um paranormale Erscheinungen drehen. Mit ihren Teamkollegen dokumentieren sie ihre Arbeit im Internet und haben schon das Interesse verschiedenster Medien auf sich gezogen. Dass sich am Faible für das Unheimliche die Geister scheiden, ist Tom Pedall bewusst: „Wir stehen einer sachlichen Diskussion mit Kritikern und Skeptikern offen gegenüber“, erklärt der Wuppertaler und distanziert sich von Esoterik. „Unser Team ist von Grund auf skeptisch. Unsere Messlatte liegt deshalb sehr hoch.“ Im Grunde genommen gehe es nur darum, das Unerklärliche zu erklären.

Exakte Recherche
Und wie sieht die Arbeit eines „Geisterjägers“ aus? In Privatwohnungen bringe man es auf 10 bis 15 Einsätze pro Jahr, berichtet Pedall. Daneben untersuche man öffentliche Orte „mit interessanten Geschichten“. Bittet ein Klient das Team um Hilfe, geht man methodisch vor: In einem Vorgespräch wird geklärt, ob es für unheimliche Phänomene in Form nicht zu erklärender Geräusche, Stimmen und Präsenzen nicht doch eine rationale Erklärung gibt. Bei unruhigem Schlaf, Alpträumen und Schockerlebnissen mit Symptomen wie Muskelstarre raten die „Ghosthunter“ nicht selten zu einem Arztbesuch – wenn es sich abzeichnet, dass man es hier nicht mit etwas Paranormalem zu tun hat. 

Klar ist Tom Pedall auch, dass der Verlust eines Menschen eine Ausnahmesituation für Hinterbliebene ist, in der vermeintlich Rationales übernatürlich wirken kann. Auch hier seien exakte Recherche und vorbehaltloses Herangehen wichtig. Und der „Ghosthunter“ schließt nicht aus, dass es für Geistererscheinungen eines Tages auch handfeste naturwissenschaftliche Erklärungen gibt.

Die Stimme der toten Mutter
Kommt es zu einer Untersuchung, spielt Technik eine große Rolle – jenseits von Glaskugeln oder Tarotkarten. Mit modifizierten DSLR-Kameras werden Bilder gemacht, unter anderem mit Infrarot-Technik. Ton-, Foto- und Videoaufnahmen werden anschließend ausgewertet. Ebenso die Ergebnisse von den EMF-Messgeräten. „Diese Messungen sind besonders spannend, da die Meinung besteht, dass man damit Geister findet. Das ist aber nicht der Fall“, erklärt Pedall. „Wir prüfen, ob natürliche elektromagnetische Felder bestehen, um diese bei der späteren Untersuchung zu berücksichtigen. Denn es gibt die These, dass Geister bei der Manifestation entsprechende Felder bilden.“ Wirklich ernst werde es aber, „wenn diese plötzlich auftreten und nicht zu erklären sind. Ob es sich dann wirklich um einen Geist handelt, muss bei der Auswertung geklärt werden.“ So gebe es durchaus auch rationale Gründe für Messausschläge – etwa in Form eines Funksignals. Sein Team sei „eines der wenigen, das Equipment für Live-Kommunikation mit Geistern ablehnt, da es zu Fehldeutungen und Eigensuggestionen führen kann und dadurch eher weniger für eine professionelle Untersuchung geeignet ist.“

„Wir stehen einer sachlichen Diskussion mit Kritikern­ und Skeptikern offen gegenüber.“ Tom Pedall

Was bleibt? „In erster Linie sind das die Privatfälle, bei denen man den Hilfesuchenden die Ängste nehmen und für Aufklärung sorgen konnte. Auch wenn diese sehr oft sehr rational ist“, sagt Tom Pedall. „Einen sehr einprägsamen Fall hatten wir in Waltrop, als wir von einer jungen Mutter mit ihren Kindern um Hilfe gebeten wurden. Es kam vor Ort zu Vorfällen, die wir definitiv nicht erklären konnten. Wir konnten mit dem Diktiergerät eine Stimme aufnehmen, die die Klientin und ihre Schwester unabhängig voneinander als die ihrer verstorbenen Mutter erkannten.“ Diese Stimme noch einmal zu hören und sich dem Team anzuvertrauen, habe für die Klientin in ihrer Trauer etwas Tröstendes und Beruhigendes gehabt.

Aber auch Anekdoten finden sich in den mysteriösen X-Akten der „Geisterjäger“: So bekommen sie es bei Ortsterminen immer mal wieder mit Hausgeistern zu tun, die nicht nur bei Fahrradtrassen-Bauern in Wuppertal für kollektive Schockmomente sorgen: Fledermäuse.