wsw.info: Hol mich! App

Punktlandung

Mit seinem WSW Cab hat Kemal Alismaz schon hunderte zufriedene Fahrgäste durch Wuppertal kutschiert. Manche davon würden sogar Unterschriften sammeln, damit der Abholservice der WSW fester Bestandteil des ÖPNV bleibt.

Seit Oktober 2020 sind die hellblauen WSW Cabs in Elberfeld unterwegs. Seit diesem Jahr kann man auch in Barmen damit fahren. Der Kontakt der Frauen und Männer am Steuer zu ihren Fahrgästen ist enger als im Bus und auch unter den Passagieren auf den sechs Sitzplätzen im Fond ist die Atmosphäre manchmal sehr kommunikativ. Das gehört zu den Dingen an seiner Arbeit, die Kemal Alismaz wirklich schätzt. „Wer zum ersten Mal einsteigt, ist allein schon vom Fahrzeug begeistert“, berichtet er. Und weil jeder Kunde, der die Fahrt gebucht hat, vom Fahrer nach dem Vornamen gefragt wird, hat der Abhol­service gleich etwas sehr Persönliches. „Mit manchen Fahrgästen ist man schnell per Du“, sagt Alismaz. Besonders natürlich mit den Stammkunden. Zwar kann man nicht ein bestimmtes Cab mit dem Lieblingsfahrer oder der Lieblingsfahrerin buchen, aber wer oft fährt, wird mit den Chauffeuren schnell bekannt.

Feste Route

Die meisten Fahrgästen haben sich an die Besonderheiten des On-Demand-Verkehrs längst gewöhnt: das Pooling von Fahrgästen mit ähnlichen Routen, das Finden der Einstiegspunkte per GPS oder dass die Cabs nicht immer den kürzesten Weg zum gewünschten Ziel nehmen, sondern Umwege fahren, um weitere Passagiere einsteigen zu lassen. „Manch einer guckt verwundert, wenn ich plötzlich in die entgegengesetzte Richtung abbiege, weil noch jemand mit ähnlichem Ziel mitgenommen werden will“, erzählt Kemal Alismaz. Es kommt manchmal vor, dass Kunden das WSW Cab wie ein Taxi nutzen wollen. „Können Sie kurz warten, ich will mir an der Tanke eben Zigaretten holen“, ist so ein Kundenwunsch, den die Cab-Fahrer ablehnen müssen. Die Routen werden vom System vorgegeben, Fahrtunterbrechungen sind nicht erlaubt.

Kommt wie gerufen: WSW-Cab-Fahrer Kemal Alismaz

Zwischenstopp

Kemal Alismaz behilft sich manchmal mit einem Trick. Will jemand zum Beispiel morgens erst sein Kind in die Kita bringen und anschließend mit dem WSW Cab weiter zur Arbeit fahren, sind das für die Hol mich! App zwei Fahrten. „Habe ich nach der ersten Fahrt keine weitere Fahrtanforderung, muss ich ja nicht gleich davonbrausen, sondern kann warten, bis die Weiterfahrt als zweiter Fahrtwunsch gebucht ist. Dann stehen die Chancen gut, dass ich die Tour kriege, weil ich ja noch in der Nähe bin“, erklärt der Fahrer. Oft klappt das. Manche Leute wundern sich, dass sie in die Cabs nicht spontan einsteigen können, wie in ein Taxi, sondern sich erst die Hol mich! App auf ihrem Smartphone installieren müssen. „Für manche ist das eine Hürde“, sagt Kemal Alismaz. Vor allem ältere Menschen besitzen oft gar kein Smartphone. Er hat aber auch schon erlebt, dass sich Interessenten auf der Straße spontan die App heruntergeladen und dann sofort die erste Fahrt gebucht haben.

Barrieren abbauen

Der Abholservice mit der Hol mich! App bietet einen barrierefreien ÖPNV. Die Fahrzeuge sind mit Rollstuhlrampen ausgerüstet und nehmen auch Elektrorollstühle mit. Das ist ein Thema, das Kemal Alismaz wichtig ist. „Beim Aktionstag ‚Gemeinsam Barrieren abbauen‘ auf dem Barmer Rathausvorplatz haben wir zusammen mit den Mobilitätsberatern der WSW auch mit einem WSW Cab teilgenommen. Das kam gut an“, berichtet er. Der 57-Jährige ist früher selbst Taxi gefahren und weiß ein paar Vorteile des On-Demand-Verkehrs zu schätzen. „Aber als Fahrer bin ich froh, dass die Fahrten im Voraus online bezahlt sind und dass alle Fahrgäste registrierte Nutzer sind“, sagt er. Das reduziert das Konfliktpotenzial mit schwierigen Kunden auf null. Er muss sich auch keine Sorgen machen, ob der Kunde die Fahrt am Ende auch bezahlt. Schlechte Erfahrungen mit Fahrgästen hat er in den WSW Cabs noch keine gemacht. Ganz im Gegenteil: Die meisten sind begeistert von dem On-Demand-Abholservice. „Als sie gehört hat, dass das Angebot zeitlich begrenzt sein soll, hat mir eine Nutzerin gesagt, dass sie Unterschriften sammeln will, damit die WSW mit der Hol mich! App weitermachen“, berichtet Kemal Alismaz. Darüber würden sich nicht nur die Fahrgäste, sondern auch er und seine Kolleginnen und Kollegen freuen.

Text: Rainer Friedrich
Fotos: WSW

 

Hol mich! App

Den On-Demand-Verkehr gibt es seit 2020. Die WSW setzen acht elektrische London-Taxis ein. Die Software der Hol mich! App wurde von Via entwickelt, Europas führendem Anbieter für On-Demand-ÖPNV-Lösungen. Das Unternehmen übernimmt auch den Betrieb der Flotte und stellt das Fahrpersonal zur Verfügung. In Wuppertal kommt der Abholservice so gut an, dass die WSW ihn gerne fortsetzen möchten. Die Hol mich! App wurde als Teil des Projekts „Bergisch.Smart.Mobility: KI als Enabler der Mobilität von morgen“ gestartet, einem Reallabor zu KI-basierter Mobilität.