Freizeit: Guten Flug!

Trendsport Ultimate Frisbee

Bei den Caracals, dem Frisbeeteam der ETG 47 Wuppertal, lässt man runde Scheiben über den Rasen fliegen. Ultimate Frisbee nennt sich die in den USA entwickelte Teamsportart, die hierzulande bislang eher ein Nischendasein führt – noch.

Majestätisch gleitet die weiße Kunststoffscheibe durch die Luft. Der Wind spielt eine entscheidende Rolle, schon eine leichte Böe kann die Richtung empfindlich beeinflussen. Simon Mekus pflückt das Flugobjekt gekonnt aus der Luft und bleibt augenblicklich stehen. Einmal gefangen darf er sich nicht mehr vom Fleck bewegen, lediglich der vom Basketball bekannte Sternschritt ist ihm jetzt noch vergönnt. So ist es im Regelwerk von Ultimate Frisbee festgelegt. Und: Die Zeit läuft. Innerhalb von nur zehn Sekunden muss der sportliche junge Mann mit Muskelshirt und Schirmmütze die eben gefangene Scheibe wieder loswerden, im Idealfall natürlich an einen seiner Teamkollegen. Das sogenannte stall out. Die verbleibenen Sekunden werden von einem der gegnerischen Spieler runtergezählt. Sollte das Frisbee nicht den Weg in die Hände eines Teamkollegen finden, ist die gegnerische Mannschaft am Zug. Schnelles Umdenken ist jetzt gefragt. „Beim Ultimate Frisbee geht es um Taktik, Raumgewinn – und Schnelligkeit“, erklärt Torsten Hauck, Mitgründer der Caracals, die dem ETG 47 Wuppertal angegliedert sind. Das Ziel des Spiels ist es, die Scheibe in die gegnerische Endzone zu passen, wie beim American Football.

„Ultimate Frisbee ist ganz klar ein Teamsport. Fairness wird bei uns besonders groß­geschrieben.“ Torsten Hauck

Der Karakal ist ein wendiger Wüstenluchs, der tieffliegende Vögel direkt aus der Luft fängt. Das ideale Maskottchen also für eine Frisbeemannschaft, findet Hauck. Das Logo des Vereins ist die Silhouette einer Hand, die eben jenes Tier nachbildet und gleichzeitig als in Fangposition befindliche Finger gedeutet werden kann. In dem Wuppertaler Verein tummeln sich aktuell etwa 40 Aktive, im Alter von 23 bis Mitte 40. In diesem Jahr feiere man das zehnjährige Bestehen, erwähnt Hauck nicht ohne Stolz. Dieses wird unter anderem mit einer eigens gestalteten Jubiläumsscheibe zelebriert. Noch ein Grund zum Feiern: Seit dem vergangenen Jahr spielen die Caracals in der zweiten Liga.

Immer wieder gestalten die Caracals eigene Frisbees, das ist die aktuelle Jubiläumsscheibe. (Foto: Bettina Osswald)

Spiel ohne Schiedsrichter
Neben dramatischen Wurf- und Fangeinlagen bietet Ultimate Frisbee ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal unter den Teamsportarten: Ein Schiri ist nicht beteiligt. Das gilt für alle Ligen. „Ultimate Frisbee ist ganz klar ein Teamsport. Fairness wird bei uns besonders groß­geschrieben“, so Torsten Hauck. Eines der Leitmotive ist der „Spirit of the Game“, der besagt, dass jeder Spieler und jede Spielerin für den regelgerechten Ablauf des Spiels mitverantwortlich ist. Was für Außenstehende zunächst schwer nachvollziehbar ist, „klappt fast immer erstaunlich gut“, sagt der 44-Jährige. Am Ende eines Turnierspiels versammeln sich alle Beteiligten, um den Spielverlauf gemeinsam auszuwerten im „Circle of Spirit“. Gewissermaßen ein kollegiales Meeting, bei dem umstrittene Szenen angesprochen werden. Außerdem gibt es bei jedem Turnier einen eigenen Preis für das fairste Team.

Das alles macht Ultimate Frisbee zu einem ausgesprochen demokratischen Sport, der alle Teilnehmenden zu Eigenverantwortung verpflichtet. Nicht nur deshalb gebe es aktuell auch vermehrt Nachfragen von diversen Schulen im Bergischen, die den Sport in den Unterricht bringen wollen, so Torsten Hauck. Eine gute Sache, vor allem, weil man mit wenig Equipment auskommt. „Frisbee, Stollenschuhe und eine Rasenfläche, die groß genug ist. Mehr braucht es nicht“, erklärt er. Erste Lernerfolge würden sich außerdem recht schnell erreichen lassen. Das motiviert. Auch im Rahmen des Unisports wird Ultimate Frisbee inzwischen angeboten.

Turniere in ganz Europa
Moritz Müller gehört mit seinen 27 Jahren zu den jüngeren Mitgliedern des Vereins und spielt in der nächsten Woche auf einem sogenannten Hat-Turnier in Brüssel. In diesem Fall reist er alleine und wird erst vor Ort seine Teamkollegen und Teamkolleginnen kennenlernen. „Solche Turniere gibt es in ganz Europa. Wenn man will, kann man jedes zweite Wochenende woanders spielen“, so Müller. Er schätzt vor allem die gute Atmosphäre der Community und die Fairness. Aber: „Ultimate Frisbee ist durchaus auch für knallharte Sportler interessant. Man entscheidet selbst, wie weit man gehen will.“ Nicht wenige bei den Caracals hätten vorher zum Beispiel lange Handball auf hohem Niveau gespielt.

Am 23. und 24. Februar 2018 kämpfen in der Sporthalle am Hesselnberg Teams aus ganz Deutschland um ihren Platz in der zweiten Liga indoor. Das Spielwochenende wird von den Caracals ausgerichtet, die sich in diesem Wettbewerb auch behaupten müssen. Simon Mekus, der heute das Training der Caracals leitet, schwört die Mannschaft, die sich jetzt auf dem Spielfeld im Kreis versammelt hat, auf die nächste Übung ein. Es geht darum, den letzten Pass ins Ziel zu bringen. „Bis zur Endzone läuft es immer super und dann werden wir nervös“, so Mekus zu seinen Sportsfreunden. „Da müssen wir dran arbeiten.“ Die Gruppe stimmt zu und teilt sich in fünf defensive und sechs offensive Spieler. Die beiden Teams laufen über den Bolzplatz auf der Clausenhöhe – eine Ausweich­location, weil der Stammplatz am Dorner Weg aktuell saniert wird – und werfen die Scheibe quer übers Feld. Mal kommt die Vorhand zum Einsatz, mal die Rückhand, gelegentlich wirft einer der Sportler einen sogenannten scuba, bei dem das Frisbee verkehrt herum durch die Luft fliegt. Letztlich, so Hauck, lasse sich die Sportart auf einen ganz einfachen Nenner bringen, der die große Faszination für alle Beteiligten ausmacht. „Es macht einfach Spaß, die Scheibe fliegen zu lassen.“