wsw.info: Hol mich! App

Die Zukunft der Mobilität

Seit Oktober dieses Jahres sind insgesamt sechs WSW Cabs im Elberfelder Stadtgebiet unterwegs. Die elektrogetriebenen London-Taxis sammeln an rund 4 000 virtuellen Haltestellen Fahrgäste ein.


Ich bin spät dran, die Feier beginnt und ich muss eigentlich vom Arrenberg in 30 Minuten am Dönberg sein. Da die nächste Bushaltestelle weiter entfernt ist, greife ich nach meinem Smartphone. Ich rufe die Hol mich! App auf und ordere ein WSW Cab. Im Handy-Display sehe ich, dass das nächste Fahrzeug nur drei Minuten entfernt ist. Prima, denke ich, und folge dem leuchtenden Punkt auf der Karte. Hoppla, die Wartezeit hat sich um fünf Minuten verlängert, offensichtlich sind noch andere auf dem Weg in die City. Tatsächlich erscheint das Cab dann pünktlich an der markierten Straßenecke. Im Inneren des elektrisch angetriebenen London-Taxis mit den gegenüberliegenden Dreier-Sitzbänken sitzt schon ein Passagier. Er will nur in die City, ich fahre weiter. Auf dem Weg sammelt der Fahrer noch einen weiteren Gast auf, aber ich komme trotzdem pünktlich zu meiner Feier. So oder so ähnlich sieht eine neue Form der Mobilität aus, die die Wuppertaler Stadtwerke seit Ende Oktober im Elberfelder Raum zwischen Küllenhahn und Dönberg in einem Forschungsprojekt testen.

„Das Angebot ist voll digital, alles läuft über die Hol mich! App.“

Martin Dönch

4 000 Haltepunkte

„Bergisch Smart“, ein Projekt von Bergischer Universität, Bergischer Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Firma APTIV Services, will nicht weniger als die Zukunft der Mobilität untersuchen. Die WSW haben es übernommen, den sogenannten On-Demand-Verkehr, also Nahverkehr auf Zuruf, zu testen, gilt dieser doch als Vorstufe für das autonome Fahren. Sechs elektrische, barrierefreie London-Taxis sind in Elberfeld, Uellendahl-Katernberg und Elberfeld-West unterwegs, um an rund 4 000 virtuellen Haltestellen Fahrgäste aufzunehmen. Anders als beim Taxi werden die Fahrgäste zwar in der Nähe aber nicht direkt vor der Tür abgesetzt.


Service für Nachteulen

Die Betriebszeiten sind montags bis donnerstags von 6 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 6 bis 3 Uhr und sonntags von 8 bis 22 Uhr. „Wir haben uns zu einem breiten Zeitfenster entschlossen, um detaillierte Zahlen zum Nutzerverhalten zu erhalten“, so WSW-Projektleiter Martin Dönch. Zwar rechne man um 6 Uhr morgens nicht unbedingt mit Andrang, aber das könne sich auch anders darstellen. Wenn sich Fahrgemeinschaften bildeten, könnten die London-Taxis auch ein bequemer Zubringer etwa zum Bahnhof sein. Denn bei Gruppenbuchungen bekommt der erste Mitfahrer 50 Prozent Ermäßigung, der zweite und dritte 75 Prozent, Nummer vier und fünf fahren gar umsonst. Aufgrund der Corona-Bestimmungen ist die Anzahl der Fahrgäste allerdings bis auf weiteres auf drei beschränkt. 5,15 Euro kostet der Transport im günstigsten Tarif bis zwei Kilometer Luftlinie, 11,05 Euro bei Fahrten bis acht Kilometer. Der Fahrpreis, der im Übrigen ein VRR-Tarif ist, wird bei der Buchung angezeigt und nach der Fahrt auch vom hinterlegten Zahlungsmittel (Paypal oder Kreditkarte) abgebucht. Abokunden der WSW erhalten einen 25-prozentigen Rabatt.

 

„Das Angebot ist voll digital, alles läuft über die Hol mich! App“, stellt Martin Dönch klar. Es gebe leider keine technische Möglichkeit, innerhalb des Forschungsprojektes einen analogen Zugang zu ermöglichen. „Für uns bietet das Projekt die Chance, Erfahrungen mit dieser anderen Form von Mobilität zu machen. Vielleicht hilft uns das bei der Erschließung von Quartieren, die heute durch Busse nur unzureichend angebunden werden können“, erläutert Dönch die Motivation zur Teilnahme am Projekt, das durch das Land NRW gefördert wird.

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Text: Holger Stephan