wsw.info: Kanusport Wuppertal e. V.

Fließender Übergang

WSW-Taler-Projekt: Der Verein für Kanusport Wuppertal e. V. will seine Anlage den Bedürfnissen bewegungseingeschränkter Sportler und Besucher anpassen.

Eben noch schlug ein Schwan kleine Wellen, jetzt pflügen Kajaks und Canadier durch das grünlich schimmernde Wasser. Ihre Insassen gehören zum Verein für Kanusport Wuppertal e. V., kurz VfK. Es ist Samstag, kurz vor 11 Uhr, und die gemischte Gruppe ist wie üblich zum Training zusammengekommen. Am Ackersiepen in Ennepetal, auf der Grenze zu Wuppertal-Beyenburg, befindet sich das Vereinsgelände, mit direktem Zugang zum Beyenburger Stausee. Der ist seit 92 Jahren das Heimatgewässer des VfK, dessen Geschichte beeindruckende Erfolge schmücken.

Peter Happ Beyenburg Kanu

Am 4. Mai 1928 gründeten zwölf Kanuten den „Verein für Kanusport“. Kurz darauf fand auf dem Beyenburger Stausee die erste Regatta einschließlich auswärtiger Vereine statt. 1929 errichtete der Verein ein Bootshaus, seinerzeit noch am oberen Wupperlauf. Während des Nationalsozialismus schloss er sich mit weiteren Vereinen zusammen und verbuchte trotz harter Zeiten zahlreiche Wettkampfsiege, etwa bei der Deutschen Jugendmeisterschaft und bei Westdeutschen Meisterschaften. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Triumphe weiter. „Wir waren immer auf Wettkampf ausgerichtet“, sagt Guido Wrede, erster Vereinsvorsitzender und seit 44 Jahren dabei.

1984 bis 1990

war das VfK-Bootshaus Olympiastützpunkt für Barcelona, Los Angeles und Seoul. 2006 brannte es bei einem Feuer ab und wurde in kleinen Schritten wieder aufgebaut.

 

Glorreiche Geschichte

Nachdem der Beyenburger Stausee vergrößert wurde, bauten die Sportler 1953 am heutigen Standort ein neues Bootshaus. Um das Wettkampfpotenzial der am See ansässigen Vereine zu bündeln, entstand 1971 die Kanu-Sportgemeinschaft Wuppertal e. V. Die Träger: der VfK, die Wuppertaler Paddler-Gilde und der ESV Wuppertal-Ost, letzterer nur für ein Jahr. 1977 kam der Wuppertaler Kanu-Club hinzu. Der VfK trug beachtlich zum kollektiven Erfolg bei: In den 70er und 80er Jahren gehörte er zu den bundesweit stärksten Kanurennsportvereinen, holte den Großteil seiner mehr als 100 Deutschen Meistertitel in Canadier-Disziplinen. Die besten Athleten traten bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen an. Die in den 90ern etablierten Drachenbootmannschaften waren lange weltweit führend.

Peter Happ und Guido Wrede

Inzwischen ist es stiller um den VfK, mit 144 Mitgliedern der kleinste der vier Vereine am See. Die Praxis vor Ort und die externen Trainingslager gehen weiter, auch wenn coronabedingt viele internationale Wettkämpfe ausfallen und der Lockdown im Frühjahr bei einigen Kanuten den Fokus zwangsweise verschob. Auch Peter Happ, der mittlerweile ebenfalls am Bootshaus eingetroffen ist, trainierte in diesem Jahr weniger als sonst. Geübt bewegt sich der 47-Jährige vom Fahrersitz seines Wagens in seinen Rollstuhl und lässt gemeinsam mit Trainer Wrede sein Outrigger Canoe – ein Kanu mit Stützstrebe – zu Wasser.

2009

gab es bei den Kanu-Weltmeisterschaften in Dartmouth (USA) erstmals Demonstrationsrennen im Paracanoe. Im selben Jahr fand die erste Europameisterschaft statt. Seit 2010 ist Paracanoe offizielle WM-Sportart mit 28 Nationen.

Umbau in Planung

Happ ist seit 2015 im VfK und qualifizierte sich schnell für die Nationalmannschaft im Paracanoe. Zuletzt holte er 2019 den zweiten Platz bei der WM in Ungarn. „Ich mag die familiäre Atmosphäre hier, die netten Leute und die frische Luft beim Sport“, erzählt Happ. Sein Verein möchte dem Parakanuten ein spezifischeres, von Helfern unabhängiges Training ermöglichen. Deshalb soll das Bootshaus, das an das gleichnamige, VfK-eigene und verpachtete Café-Restaurant anschließt, barrierefrei umgebaut werden, wie Wrede schildert. „Geplant sind ein ebenerdiger Zugang und ein Trainingsraum, den Peter selbstständig auf- und abschließen und befahren kann.“ Der Umbau komme auch älteren und auf Gehhilfen angewiesenen Gaststättenbesuchern zugute, da auch sie den Zuweg nutzen könnten. Überdies möchte Wrede weitere Kanubegeisterte für die Sektion für körperlich eingeschränkte Menschen gewinnen. Auch die anderen Vereinsbereiche seien offen für neue Mitglieder, insbesondere Jugendliche: „Paddeln ist zeitintensiver als andere Freizeitbeschäftigungen, aber man bekommt aus dem besonderen Zusammenhalt unheimlich viel zurück.“ Gerade entstehe eine Gruppe für Wanderfahren und Stand-up-Paddling. Wrede: „Wer uns kennenlernen will, kann jederzeit reinschnuppern.“

Text: Tonia Sorrentino