wsw.info: Von der Heydt-Museum

Szenenwechsel

Der Kunsthistoriker Roland Mönig übernimmt ab dem 1. April als Direktor das Von der Heydt-Museum. Er will die berühmte Sammlung in den Mittelpunkt der Ausstellungen stellen. Wenn er von den Bildern spricht, gerät er ins Schwärmen.

wsw.info: Was hat Sie daran gereizt, das Von der Heydt-Museum zu über­nehmen?
Roland Mönig: Das Von der Heydt-Museum verfügt über eine der schönsten Sammlungen in Nordrhein-Westfalen, wenn nicht in Deutschland. Sie hat ihren faszinierenden Schwerpunkt auf der Klassischen Moderne und reicht bis in die Gegenwart, umfasst aber auch bedeutende Bestände zur niederländischen Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Es ist eine Ehre und ein Privileg, mit diesen Schätzen arbeiten zu dürfen und mit ihnen zu gestalten. Noch etwas kommt hinzu: Das Haus ist fest verankert in einer großen bürgerlichen Tradition, die bis heute lebendig ist und die Museumsarbeit mitträgt.

Woher kennen Sie das Museum? Und wie waren Ihre Erfahrungen damals?
Erstmals besucht habe ich das Von der Heydt-Museum natürlich schon während meines Studiums an der Ruhr-Universität in Bochum. Wenn man sich, wie ich das getan habe, auf die Moderne kapriziert, kommt man an dieser fantastischen Sammlung ja gar nicht vorbei. Mitte der 90er Jahre dann habe ich zwei Jahre lang als freier Mitarbeiter im Haus gearbeitet. Gefühlt habe ich hunderte Male durch die Sammlung geführt, viele wunderbare Ausstellungen konnte ich dem Publikum vermitteln. Für mich ist das eine unvergessliche Zeit, der ich viele wichtige Erfahrungen verdanke. 

Können Sie schon etwas von Ihren Plänen verraten?
Vor allem möchte ich intensiv mit der Sammlung arbeiten – sie stärker zur Geltung und zum Glänzen bringen. Es sollte klar erkennbar werden, was für eine unglaublich facettenreiche Bilderbank das Von der Heydt-Museum ist. Ich freue mich schon sehr darauf, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die enormen Möglichkeiten zu erkunden, die in den Beständen schlummern. 

Wie bringt man die Sammlung noch mehr zum Glänzen?
Wir verfügen über nicht weniger als 3 000 Gemälde, 500 plastische Werke und ca. 30 000 Grafiken. Diesen Reich­tum möchte ich gern in immer erneuten „Szenenwechseln“ erfahrbar machen – ein schöner, vor fast 30 Jahren von Jean-Christophe Ammann geprägter Begriff, der für mich nichts an Aktualität verloren hat. Auf diese Weise wird deutlich werden, wie unverwechselbar das Von der Heydt-Museum inner­halb der dichten Museumslandschaft NRWs ist. 

Was ist für Sie die Hauptaufgabe eines Museums?
Für mich ist das Museum ein besonderer Ort. Es ist ein Ort der Nachdenklichkeit, aber auch ein Ort der überraschenden Erfahrungen und der plötz­lichen Erkenntnis. Im Museum kann man etwas erleben, was in unserer immer digitaler und immer virtueller werdenden Welt von Tag zu Tag seltener und deshalb kostbarer wird: das Original.

Wie digital wird das Museum künftig sein?
Viel digitaler als früher! Hier haben wir eine Menge zu tun. Das Museum für die digitale Gegenwart fit zu machen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben, die wir jetzt angehen müssen. Dieser unglaubliche Bilderschatz sollte endlich auch digital zugänglich sein. Denn dort, im Internet, orientieren und informieren sich heute die Menschen, die wir für die Kunst begeistern wollen. Eine große Aufgabe!

In Wuppertal haben 40 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund. Wie kann man diese Menschen noch mehr ins Museum einbinden?
Wenn es etwas gibt, was in unserer pluralistischen Gesellschaft Brücken schlagen kann, dann ist es zweifellos die Kunst. Bilder sind eine universelle Sprache. Aber natürlich gibt es Schwel­lenängste, und die müssen wir abbauen. Dazu muss das Museum auch mal aus der Deckung kommen – nicht nur offen sein und die Menschen auf jede erdenkliche Weise einladen, sondern auch selbst auf sie zugehen. Und damit kann man nicht früh genug beginnen. 

Worauf freuen Sie und Ihre Familie sich, wenn Sie nach Wuppertal ziehen?
Vor allem freuen wir uns auf die Stadt selbst – darauf, sie neu und aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Und wir freuen uns auf die Menschen, auf viele anregende Begegnungen.

Vielen Dank für das Gespräch.