wsw.info: Schwebebahn

Wahrzeichen im Wandel

Die Schwebebahn ist das Rückgrat des Wuppertaler ÖPNV. Betrieb und Wartung des Wahrzeichens machen eine Menge Arbeit. Die WSW-Fachleute arbeiten täglich daran, dass die Schwebebahn ein zuverlässiges Verkehrsmittel bleibt.

Bei der Schwebebahn gibt es immer etwas zu tun: Die dreizehn Kilometer lange, stählerne Tragkonstruktion des Fahrwegs mit ihren 464 Stützen muss gegen Korrosion geschützt werden, die Haltestellen wollen instandgehalten werden und Verschleiß­teile an der Fahrschiene werden regelmäßig erneuert. Dazu kommen laufende Sichtkontrollen der gesamten Strecke, für die täglich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WSW auf dem Gerüst unterwegs sind.


Seit mehreren Jahren schon tauschen die WSW die Gummilagerung der Fahrschienen aus. Sie hat nach zehn bis fünfzehn Jahren ihre Belastungsgrenze erreicht. In besonders kurvigen Streckenabschnitten muss die Fahrschiene erneuert werden. Per Laserprofilmessung wissen die WSW-Experten genau, wo und wann das nötig ist. Der Schienenwechsel steht außerdem regelmäßig alle vier Jahre in den besonders beanspruchten Wendeanlagen in Vohwinkel und Oberbarmen an.


Für die Sicherung der Stromversorgung planen die WSW ein zusätzliches Unterwerk. „Das brauchen wir nicht nur wegen des höheren Stromverbrauchs, wenn künftig mehr Fahrzeuge unterwegs sind, es verbessert auch die Versorgungssicherheit bei Ausfällen“, erläutert Schwebebahn-Chef Dr. Christian Kindinger. 40 Millionen Euro werden für diese Infrastrukturmaßnahmen insgesamt bis 2031 verbaut. Die WSW mobil erhält rund 14 Millionen Euro Zuschüsse aus dem Programm „Erneuerung kommunale Schiene“.

1973

musste das Schwebebahngerüst
in Sonnborn auf einer Länge
von 500 Meternum zwei Meter
angehoben werden, um den Bau
des Autobahnkreuzes zu ermöglichen.

Handlungsbedarf gibt es auch bei den Haltestellen. Die während des Schwebe­bahnausbaus neu errichteten Bahn­höfe sind teilweise schon wieder über 25 Jahre alt und es sind größere Instandsetzungsarbeiten nötig. Bereits begonnen hat der Austausch der Aufzüge in den Haltestellen. Den Bahnhöfen steht ohnehin eine Grunderneuerung bevor. Sie bekommen in den Jahren 2024 bis 2028 neue Fahrgast-Informationsanzeigen, LED-Beleuchtung und die Holzböden werden durch beschichtetes Aluminium ersetzt. „Nach über 20 Jahren sind die Böden in einigen Bereichen stark verwittert, die neuen werden länger halten“, sagt Christian Kindinger. Nachdem zuletzt die Haltestelle Hauptbahnhof für mehrere Millionen Euro umfassend saniert wurde, erhält die Haltestelle Alter Markt ab 2025 eine umfangreiche Erneuerung. Dort werden zusätzlich zu den genannten Maßnahmen das Dach und die Fas­sade saniert, die Bahnsteige ausgebessert und die Verteilerebene im Erdgeschoss wird neu konzipiert.

Spektakuläre Bauprojekte

Die vergangenen 75 Jahre sind bei der Schwebebahn von einer ganzen Reihe spektakulärer Bauprojekte geprägt, besonders natürlich durch den Schwebebahnausbau von 1995 bis 2014. In diesem Zeitraum wurde das gesamte aus Brücken, Stützen und Fahrschiene bestehende Schwebebahngerüst sowie die meisten der zwanzig Stationen komplett neu gebaut, inklusive des formidentischen Nachbaus der historischen Stationen Landgericht, Völklinger Straße und Werther Brücke sowie der Wagenhalle Oberbarmen. 

Aber auch davor gab es bereits spektakuläre Baumaßnahmen: 1967 nahmen die WSW die damals neue Schwebebahnstation Alter Markt samt der Pylone für die Überquerung der Kreuzung in Betrieb. 1973 musste das Schwebebahngerüst in Sonnborn auf einer Länge von 500 Metern um zwei Meter angehoben werden, um den Bau des Autobahnkreuzes zu ermöglichen. Dafür ruhte der Schwebebahn-Verkehr 16 Tage lang. Ein Jahr später bauten die WSW am Stadion Zoo eine Wendeanlage ein, um flexibler auf das damals geringere Fahrgastaufkommen auf dem westlichen Strecken­abschnitt reagieren zu können. Diese Maßnahme bewährte sich allerdings nicht und die Wendeanlage wurde 1992 stillgelegt und später beim Schwebebahnausbau ganz entfernt. 1982 bauten die WSW an der Ohligsmühle nach einem Architektenentwurf eine neue Station, die komplett aus Glas und Stahl besteht – ein Anblick, an den sich viele Wuppertaler erst gewöhnen mussten. 1997 erhielt die Schwebebahn im Rahmen des Schwebebahnausbaus an der Kluse ihren zwanzigsten Bahnhof. Diese Station war nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zunächst nicht wieder aufgebaut worden.

„Bei der Schwebebahn gibt es
immer etwas zu tun
und Überraschungen gehören dazu.“
Christian Kindinger

Und die Fahrzeuge? Die 2016 eingeführte Wagengeneration befindet sich aufgrund verschiedener Mängel immer noch in der Überarbeitung. „Es gehen weiterhin planmäßig Fahrzeuge zur Überarbeitung und Sanierung durch eine vom Fahrzeuglieferanten beauftragte Firma in Aachen“, so Kindinger. Mehr als 80 konstruktive Änderungen müssen dort umgesetzt werden, um die Wagen zuverlässiger zu machen und damit den Aufwand für die Instandhaltung zu reduzieren. Im Laufe des Jahres 2025 soll das Programm abgeschlossen sein. Dann wollen die WSW auch den Takt weiter verkürzen. Mit der Erlaubnis, auf einigen Streckenabschnitten wieder 60 Stundenkilometer fahren zu dürfen, ist dafür eine wichtige Voraussetzung wieder gegeben. Christian Kindinger rechnet aber nicht damit, dass es dann ruhiger wird: „Bei der Schwebebahn gibt es immer etwas zu tun und Überraschungen gehören dazu. Außerdem steht mit der Erneuerung der Wagenhalle Vohwinkel bis zum Jahr 2030 ein weiteres Megaprojekt vor der Tür, an dem bereits intensiv geplant wird.“

Text: Rainer Friedrich
Foto: WSW-Archiv